Corporate Governance Monitor 2019

ein Forschungsprojekt in Kooperation mit dem Institut für Unternehmensrechnung und Wirtschaftsprüfung an der Johannes Kepler Universität Linz

Mit dem Corporate Governance Monitor 2019 wird erstmals ein Vergleichsinstrument zur Verfügung gestellt, das einen Orientierungsrahmen für die theoretische und praktische Diskussion zur Ausgestaltung der Corporate Governance Struktur schafft. In diesem ersten Bericht (erweiterte Neuauflagen werden folgen) werden 243 kapitalmarktorientierte Unternehmen in Österreich und Deutschland analysiert und es wird insbesondere auf Kennzahlen des Aufsichtsrates, die Vergütungsstruktur des Vorstandes und des Aufsichtsrates sowie auf Daten zur Abschlussprüfung eingegangen. Als Ergebnisse seien beispielsweise die folgenden Punkte genannt:

  • Aufsichtsrat und Ausschüsse: Ein durchschnittlicher Aufsichtsrat besteht aus 11 Mitgliedern. Die Zahl der Personen in Aufsichtsräten steigt sowohl in Österreich als auch in Deutschland mit der Marktkapitalisierung. Ein großer Teil der Arbeit erfolgt in Ausschüssen, im höchsten Segment werden in Österreich im Median 6 AR-Sitzungen und zusätzlich 21 Ausschusssitzungen abgehalten. Es zeigen sich keine erheblichen Unterschiede zwischen Österreich und Deutschland.
  • Frauenanteil im Aufsichtsrat: Der Frauenanteil beträgt im Median 25%, je nach Größe der Marktkapitalisierung beträgt er in Österreich zwischen 13,4% und 31,7% und in Deutschland zwischen 16,7% und 36,4%. => Es besteht ein Nachholbedarf insbesondere bei kleineren Unternehmen! Eine hohe Frauenquote bei neuen Aufsichtsräten in Österreich von 77% zeigt, dass dem Nachholbedarf ein Stück weit Rechnung getragen wird. Es bleibt aber allerdings noch einiges bei Kapitalvertreter/innen zu tun. Während bei den Arbeitnehmervertreter/innen die Frauenquote bei 33% liegt, beträgt sie bei den Kapitalvertreter/innen nur 20%, am österreichischen Aktienmarkt liegt der Frauenanteil bei den Kapitalvertreter/innen bei nur 16,7%.
  • Alter im Aufsichtsrat: Das Durchschnittsalter beträgt 57 Jahre, jenes der Vorsitzenden 64 Jahre (im DAX 30 68 Jahre)! Im Untersuchungsjahr wurden 3%-4% der Aufsichtsräte neu bestellt, wobei deren Durchschnittsalter bei 54 Jahren liegt. Betrachtet man die Aufsichtsräte unter 40 Jahre, so liegt der Wert bei 3%. Im DAX 30 finden sich lediglich 0,4% mit einem Alter unter 40 Jahren.
  • Vergütung: Die Durchschnittsvergütung pro Person des Aufsichtsrats beträgt über alle 243 Unternehmen im Median TEUR 56, wobei der Wert bei den österreichischen Unternehmen zwischen TEUR 14 (Anleiheemittenten) und TEUR 23 (Aktienemittenten) und in Deutschland bei TEUR 171 (im Dax30) und TEUR 68 (im Non DAX30) liegt. Die AR-Vergütung steigt mit der Marktkapitalisierung, allerdings besteht zwischen Österreich und Deutschland ein erheblicher Unterschied; im DAX 30 beträgt die Vergütung des gesamten Aufsichtsrats im Verhältnis zu einer durchschnittlichen Vorstandsvergütung 87%, im höchsten Segment nach der Marktkapitalisierung beträgt dieser Wert in Österreich nur 46,6%. Ein Vorstand verdient in Österreich im Durchschnitt das 24-26-fache im Vergleich zur durchschnittlichen Aufsichtsratsvergütung, in Deutschland liegt der Wert beim 18-Fachen!
  • Abschlussprüfer: Sowohl in Österreich als auch in Deutschland beherrschen die BIG 4 Prüfungsgesellschaften den Markt, was wohl an der internationalen Ausrichtung der Unternehmen liegt. Das Gesamthonorar für Wirtschaftsprüfung liegt im Median bei TEUR 923 wobei ein großer Unterschied zwischen Österreich (Anleiheemittenten TEUR 410, Aktienemittenten TEUR 394) und Deutschland (DAX 30 TEUR 13.106 und Non DAX 30 TEUR 1.041) besteht.
  • Transparenz: Deutliche Unterschiede bestehen zwischen Deutschland und Österreich in der Transparenz der Vergütungsberichte. Die neue Aktionärsrechte-Richtlinie wird für die Transparenz bei österreichischen Unternehmen eine größere Herausforderung darstellen, da Angaben auf individueller Ebene nur in geringem Ausmaß vorzufinden sind. 92% der in Österreich untersuchten Anleiheemittenten und 62% der in Österreich untersuchten Unternehmen am Aktienmarkt geben nur die Gesamtvergütungen an, während dieser Wert bei den DAX 30 nur 10% bzw Non DAX 30 13% beträgt.

Den gesamten Bericht finden Sie im Anhang, dieser kann auch unter http://asa.jku.at/?page_id=982 abrufen werden.